Künstlerischer Tiefdruck
Als künstlerisches Medium verleiht der Tiefdruck dem Künstler große Souveränität, mit der sich sein Einfallsreichtum ungehindert verwirklichen kann. Insbesondere die Radierung ist seit Rembrandt immer wieder ein bevorzugtes Arbeitsgebiet bildender Künstler gewesen.
Die künstlerischen Tiefdruckverfahren werden in zwei Gruppen unterteilt: Einmal die manuellen, trockenen Verfahren, die auf physikalischer Kaltverformung der Druckplatte beruhen, wie Kaltnadelradierung, Kupferstich, Mezzotinto (Schabtechnik), Steinradierung, und zum anderen die nassen Ätzverfahren, bei denen mit chemischen oder galvanischen Methoden Material entfernt wird, wie Ätzradierung, Aquatinta, Vernis Mou (Weichgrundätzung) und teilweise auch beim Stahlstich.[4]
Albrecht Dürer: Ritter, Tod und Teufel, Kupferstich
Außerdem werden viele Mischtechniken verwendet, sodass die strikte Trennung zwischen trockenen Verfahren und nassen Verfahren nicht mehr so eng begrenzt werden kann. Varianten der künstlerischen Tiefdrucktechniken sind: Beim Prägedruck, auch Reliefdruck und ohne Farbe Blinddruck genannt, werden Metallplatten in Form geschnitten, zum Teil werden Bleche oder Drähte aufgelötet oder Teile der Platte ausgestanzt oder herausgesägt. Manche Radierer prägen unterhalb der eigentlichen farbigen Darstellung ihr Künstlerzeichen als farblosen Blinddruck in das Kupferdruckbüttenpapier. Das Carborundum ist eine Kombination aus Radierung und Prägedruck, bei der (auch zusätzlich zur Radierung) auf Teile der Druckplatte eine Mischung aus Carborundum (Schleifmittel) oder Marmormehl mit Acrylharz aufgetragen wird. Die Druckfarbe haftet in den Kornzwischenräumen und ergibt beim Abdruck Farbflächen hoher Intensität. Joan Miró hat solche Arbeiten geschaffen. Die Heliogravüre entstand Ende des 19. Jahrhunderts als mit der Fotografie lichtempfindliche Beschichtungen aufkamen. Sie erlaubt fotografische Wiedergaben. Ende des 20. Jahrhunderts kamen neue Verfahren hinzu, die mit einer auf einer glatten Oberfläche aufkaschierten (meist lichtempfindlichen) Polymerfolie hergestellt werden. Cerataryt ist ein Druck mittels Wachsplatten oder gewachsten Stoffen.
Kupferstich
Beim Kupferstich wird das zu druckende Bild mit einem Grabstichel spanabhebend in eine Kupferplatte „gegraben“. Die dabei entstandenen Linien nehmen die Farbe auf.
Die Oberfläche einer 1 bis 3 Millimeter starken Kupferplatte wird vor der Gravur sorgfältig geschliffen und glatt poliert. Auf diese vorbereitete Fläche wird die seitenverkehrte Zeichnung übertragen und mit einem Grabstichel Linie für Linie in das Metall eingeschnitten. Im Gegensatz zur Radierung wird das Werkzeug (der Stichel = altdeutsch für Stahl) vom Körper weg geschoben und das Material aus der Platte geschnitten. So entstehen beiderseits der Linie keine Grate wie bei der Kaltnadeltechnik. Die Abdrucke wirken daher „kälter“, technischer und nicht so malerisch wie eine Kaltnadelradierung. Da größere Flächen nicht aus der Metallplatte herausgestochen werden können – wie etwa beim Holzschnitt –, müssen zahlreiche, dicht beisammenstehende Linien eine flächenähnliche Wirkung erzielen. Während der harte Kontrast zwischen Hell und Dunkel ein typisches Merkmal des Holzschnitts ist, erlaubt der Kupferstich durch die Feinheit und schraffierende Überlagerung der Striche, durch die fließende Übergänge möglich sind, eine differenzierte und „körperhafte“ Wiedergabe des Dargestellten. Damit ist ein Detailreichtum möglich, der – verglichen mit dem Holzschnitt – eine größere Formenvielfalt erlaubt.
Die Technik ist sehr arbeitsaufwendig. Für das berühmte Blatt „Ritter, Tod und Teufel“ benötigte Albrecht Dürer mehr als ein Vierteljahr.